Dienstag, 14. April 2015

KANN MAN ZU VIEL LOBEN?

Foto: Anna Schwartz
Nur noch zwei Mal proben, dann haben wir Premiere mit dem Musical "Grenzfälle". Heute war erste Hauptprobe und viele Dinge liefen schon sehr gut.
Musiktheater als Gesamtkunstwerk ist ja immer eine recht komplexe Angelegenheit. Damit diese, manchmal als "nur" Unterhaltung verbrämte, Kunst auch gut rüber kommt, muss alles leicht und spielerisch aussehen. Die Arbeit, die dahinter steckt, darf man nicht sehen. 
Und dann hat man 23 Jugendliche vor sich, die mit den Elementen kämpfen: dem Raum, der so viel anders ist, als der Probenraum - mit 650 noch leeren Sitzplätzen, die alle mit der Stimme erreicht werden müssen. Mit dem Licht, das nur dann richtig ist, wenn man gar nichts mehr sieht. Dem Sound: dem eigenen, der aus den Monitorboxen schallt und dem aus dem Orchestergraben: vielstimmig, laut, dominant - aber die eigene Stimme soll noch drüber kommen. 
Man kämpft mit den Requisiten und Bühnenaufbauten und dann soll man auch noch Tanzen - und lächelt doch da bitte alle... bildet eine Reihe.... bildet auf keinen Fall eine Reihe.... Sei früher auf der Bühne... komm später auf die Bühne. Spiel schneller, spiel langsamer, ich muss Dich denken sehen... Zeige mir aber nicht, dass Du denkst.... denke es.... spiel mit dem Körper, spiel mit den anderen, spiel doch! 
Und dann läuft so Vieles schon richtig gut. Und das Team lobt. Ein Smiley für Dich. Ein Sternchen für Deinen Partner.... aber ist das klug? Am Ende werden die Jugendlichen noch übermütig. Das kennt man ja. Die Arroganz der Jugend: alles klar, alles verstanden, erst mal chillen.... Das kann natürlich passieren, vielleicht denkt das Ensemble auch nicht so. Letztendlich aber haben wir 9 Monate zusammen geübt: und zwar auch wie man arbeitet, wie man schwitzt, wie powert. 
Daran kann man sich leicht wieder erinnern. Und es fällt leichter, leicht zu sein, wenn man das alles weiß: die Schwere, die Arbeit und das Leichte, das Fliegen vor Glück, wenn man sich zusammen in den Flow begibt. Dafür braucht es das Lob. Wenn ich mich auf den Weg mache, ist es gut ab und zu zu hören, dass man auf dem richtigen Weg ist. 
Foto: Anna Schwartz
Warum sollte ich den Pfad dann wieder verlassen, wo wir doch am Ende alle das gleiche Ziel haben? Eine tolle Premiere am Freitag, 17.04. um 20.00 Uhr und zwei weitere tolle Vorstellungen am Samstag, 18.4. und am Sonntag, 19.4. jeweils im Forum Niederberg. 
Es gibt noch Karten. Und spätestens nach dieser Hauptprobe weiß ich, dass es sich lohnt: Also, ran an die Tickets, Leute! Das Team der Musik- und Kunstschule, Velbert wird noch die nächsten zwei Proben alles dran geben, dass das Stück zu einem außergewöhnlichen Erlebnis wird.

Samstag, 4. April 2015

ENDPROBEN!

Foto: Anna Schwartz
Am Dienstag geht es los! Endproben zum neuen Musical "Grenzfälle" der Musik- und Kunstschule, Velbert. Das Stück ist, wie immer, eine Eigenproduktion. Dabei ist das heutzutage gar nicht so selbstverständlich. Unter Kollegen ist es klar: aktuelle Themen können und sollen gemeinsam mit Jugendlichen neu ausgelotet und gedeutet werden. Das geht am Besten, wenn man es selbst macht.
Die Musik- und Kunstschule, Velbert hat das schon vor zwanzig Jahren begriffen. Aber wirtschaftliche Erwägungen spielen immer mehr hinein in die kreative Arbeit. Denn die verkauften Eintrittskarten spielen bei der Finanzierung solcher Projekte eine große Rolle und auch die Darstellung in der Öffentlichkeit ist natürlich für Fördergeldanträge sehr wichtig. Wenn da steht, die letzten Aufführungen waren immer ausverkauft, kommt es natürlich besser rüber, als wenn man um die Gunst der Zuschauer kämpfen muss.
Und so kommt es, dass Menschen, die gar nichts mit der Pädagogik zu tun haben, fragen, ob man nicht das Konzept mal ändern könnte und lieber bekannte Stoffe auf die Bühne bringt. Am Besten mit einer gecasteten Darstellerschar, die einen Erfolg mehr oder minder garantieren können.
Diese Entwicklung ist natürlich schade. Wie gut, dass ich mit erfahrenen Künstlern zusammenarbeiten darf, für die das keine Option wäre. Kunst kann und darf kein Erfüllungsgehilfe des Stadtmarketings sein. Jugendliche sollten nicht benutzt werden, damit einige sich profilieren können. 
Die Jugendlichen und das Werk stehen für sich. Diejenigen Zuschauer, die wir in den letzten Jahren ansprechen konnten, haben das immer wieder beeindruckt bestätigt. 
Denjenigen, die auf bekannte Werke hoffen, weil sie auf sichere Einnahmen schielen, entgegne ich "Nur Mut" denn auch Andrew Lloyd Webber war mal ein kleines Licht, den niemand kannte. Jedes Stück hatte mal eine Uraufführung. Jede Komposition war mal ein Risiko! Und was erzählt Webber schon über uns? Dann doch lieber neugierig sein, wie das Ensemble der Musik- und Kunstschule das Thema "Nachbarschaft" interpretiert. Ganz neu, ganz von hier, ganz selbst gemacht.
Und ganz im Sinne des Marketings: Es gibt noch Karten ;-)  unter: www.neanderticket.de