Freitag, 26. Juni 2015

RÜCKBLICK - AUSBLICK


Aufregende Wochen liegen hinter meinen Ensembles und mir. Endproben, Premieren, Abschiede. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Berauscht vom Applaus; ernüchtert nach dem Abbau: alles sieht aus wie zuvor. Als wäre man nicht da gewesen. 
Und doch weiß ich genau, dass diese so flüchtige Kunst, die scheinbar nur für den Augenblick lebt, nachhaltig ist. Natürlich wird der Bürgermeister in zwei Monaten nicht mehr wissen, dass die Leute sich nach der letzten Aufführung von "Grenzfälle" die Hände rot geklatscht haben. Natürlich wird der Verwaltungsrat bald nicht mehr wissen, dass die Grundschüler der Wilhelm-Ophüls-Schule bei "Tom Sawyer" über sich hinaus gewachsen sind. Gewichtige und meist unangenehme Themen verdrängen schnell Positives. 
Doch für die Kinder, Jugendlichen und Eltern ist es unmöglich zu vergessen, wie man nach langer Arbeit mit einer solchen direkten Wertschätzung belohnt wird. 
Wie jeder einzelne erleben konnte, dass er mehr kann, als er sich selbst und oft auch andere ihm zugetraut hatte. 
Gestern gab es eine Lehrerkonferenz, in der auch über "Tom Sawyer" gesprochen wurde. "Das kann man eben nicht mit Mathe erreichen" war ein so bezeichnender Satz (nicht das ich glaube, Mathematik wäre kein wichtiges Fach!) Doch wie begeistert, waren die Lehrer darüber, ihre Kinder mal so ganz anders erleben zu dürfen. 
Das kann eben nur Theater und - wie ich finde - spartenübergreifende Projekte im Besonderen: denn hier kann wirklich jeder zeigen und erfahren, dass er etwas kann. 
Das ist etwas, was niemand diesen Kindern und Jugendlichen leben kann.
Das ist eine Erfahrung, die sie ihr Leben hindurch begleiten wird. 
Das ist eine Erfahrung, die mir hilft weiter zu machen. 
Trotz aller Sparzwänge.
Trotz aller Widerstände.
Trotz aller Unkenrufe und Panik mache, bald gäbe es niemanden mehr, der sich für Kultur interessiert.
Daher freue ich mich in der nächsten Spielzeit/im nächsten Schuljahr auf die Premiere von "move it" in Wuppertal, wo ich die jungen Tänzer bei ihrer Lebenswegplanung begleiten darf.
Auf die Premiere von "Beste Freunde - Ein Smartphonestück" von den Kindern der Musik- und Kunstschule, Velbert.
Auf die Premiere der "Nibelungen" mit dem jungen börsenensemble in Wuppertal!


Sonntag, 7. Juni 2015

DER SCHÖNSTE JOB DER WELT!

Foto: Gerd Fierus
Heute Abend spielen wir zum letzten Mal das Musical "Grenzfälle" im Forum Niederberg. 
Und obwohl ich nicht mitspiele, ist es völlig natürlich "wir" zu sagen. Ich stehe hoch über der Bühne in der Lichtregie. Nicht jedes Wort kommt in der eigentlich schalldichten Kabine an, aber jeder gesprochene Satz trifft ins Herz und manchen auch in Zwerchfell... und das obwohl ich alles auswendig kenne - habe ich es doch geschrieben und 9 Monate mit den jugendlichen Akteuren geprobt.
Wenn sie tanzen und singen, will alles in mir mitmachen. Nicht eine Sekunde kommt Routine auf, obwohl wir hinter den Kulissen unglaublich routiniert arbeiten. Wenn im Vorfeld Unsicherheiten aufkamen (auf der Bühne kann man sich nie sicher sein), gab es Halt, Trost, Energie und Ideen aus dem Team. So steht jeder für jeden ein.
In den letzten Monaten sind die Jugendlichen aus dem Ensemble so gewachsen. Jeder hat seine eigenen Schritte gemacht und so wird es nicht langweilig, ihnen zu zuschauen. 
Wann hat man schon mal so eine Gelegenheit?
Daher ist es keine Frage: Mein Job ist der Schönste der Welt!