Mittwoch, 28. Dezember 2016

KANN THEATER DIE WELT VERÄNDERN?

Foto: Carsten Caniglia
Mit Sicherheit nicht! Es gibt natürlich Beispiele, die zeigen, dass Theater Geschichte machen kann. Aber das verändert sicher nicht den Lauf der Welt.
Doch was Theater kann: Menschen verändern. Und das gilt vor allem für die, die Theater spielen.
Seit nun mehr 22 Jahren mache ich Theater. Mit meiner Arbeit habe ich unzählige junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsen werden begleitet, Kinder einen neuen Blick auf die Schule und ihre übrige Lebenswelt ermöglicht und auch Erwachsenen neue Perspektiven eröffnet. 
Eigentlich haben diese Menschen das selbst getan. Das Theater und meine Arbeit waren "nur" Türöffner. Im Theater werden Träume wahr, Albträume offenbar und das alles durch den eigenen Kopf, mit dem eigenen Herzen und oft genug der eigenen Hände Arbeit. 
Das macht etwas mit den Menschen, das weit über die viel gerühmte Teamfähigkeit und Flexibilität hinaus geht. Es schafft Bewusstsein! Bewusstsein für sich und für andere. In postfaktischen Zeiten ist das wichtiger denn je. 
Jeder Theaterpädagoge setzt darüber hinaus auch immer seine eigenen Themen. Durch die Schauspielkunst, den Erfindungsreichtum und die Regie werden daraus neue Welten, die erforscht werden von den Darstellern. Das ist kulturelle Bildung nicht nur für den Kopf, sondern auch für die Seele.
Und so weiß ich, dass viele meiner ehemaligen und aktuellen Darsteller, die auch immer Schöpfer dieser Welten sind, mit anderen Augen durch ihre Welt gehen und manchmal sogar als Verwandelte, die womöglich auch die Welt verändern können. 
Jedes Jahr, in dem Städte und Gemeinden aufs Neue rechnen müssen, ob sich für sie kulturelle Bildung noch rechnet, muss ich erklären, wie wichtig meine Arbeit - die Arbeit aller Kulturschaffender - ist. Jedes Jahr wünschte ich, die Verantwortlichen würden mit all den Menschen reden können, mit denen ich in den letzten 22 Jahren Theater gemacht habe. Dann müsste ich nichts mehr erklären. Aber was soll's?! So lange ich weiß, wofür es gut ist, mache ich weiter und freue mich über alle Menschen, die mit mir sind. "Das muss Liebe sein", sang das Ensemble in einem der Stücke dieses Jahr. Ja! Insofern kann Theater vielleicht doch die Welt verändern. Die Eigene auf alle Fälle.
Also, auf ein Neues in 2017. 

Donnerstag, 24. November 2016

THEATER UND DER REST DER WELT


"Die ganze Welt ist Bühne". Aber heute reicht das nicht immer aus. Fotos von Aufführungen kennen wir schon lange und auch der Videomitschnitt einer Aufführung ist seit vielen Jahren normal. 
Aber die Zeit schreitet voran und mit dem Internet eröffnen sich neue Möglichkeiten und neue Ansprüche. Zur Zeit drehen wir von unserem Kooperationsprojekt der beiden Wuppertaler Ensembles "Theater Rauhreif" (Ltg. Caroline Kühnl) und meinem jungen börsenensemble einen Trailer über unser Projekt zum Thema "Freiheit". Ganz schön kniffelig, wenn wir in diesem Stück versuchen, so frei wie es geht zu agieren - Themen erst entstehen zu lassen. Und nun sollen wir etwas, dass wir selbst noch nicht so genau erfasst haben, für die Menschen im Netz filmisch so festhalten, dass sie gefesselt sind und mehr wissen wollen. Aber ein guter, kreativer Kameramann (Thomas Bartsch) mit viel Geduld hielt die Fäden in der Hand. Und mit der Kraft zweier Ensembles konnten wir das Wirrwarr in unserem Kopf in Szenen fügen, die genau das erzählen, was wir sagen werden - in naher Zukunft - wenn das Stück im Mai 2017 in der börse in Wuppertal Premiere hat. Wow... ganz schön viele Ebenen. So groß kann die Welt sein. Kein Wunder, dass wir wie auf einer Wolke durch die Dreharbeiten geschwebt sind. Nun brauchen wir und die Menschen da draußen noch etwas Geduld, bis der Schnitt fertig ist und wir die Clips online stellen können. Die Freiheit nehmen wir uns!

Donnerstag, 3. November 2016

VIELE KÖPFE, VIELE HERZEN

Wenn wir ein Stück entwickeln, kommen wir nicht drum herum, alles, was uns im Kopf herumschwirrt, zu Papier zu bringen. Selbst die beste Improvisation birgt noch Geheimnisse, die es beim nachdenkenden Schreiben zu lüften gilt. Manchmal braucht es jedes einzelne Wort, bis ein Bild entsteht, das uns zur nächsten Szene führt.
So wie unser Realitätsstrudel aus To-Do-Listen, die uns bei der letzten Probe von "Ich bin eine Insel" (SpielArt Ensemble der Musik- und Kunstschule, Velbert) umspült haben. Einzeln ist es nur eine Liste. In der Geballtheit aller Listen der Spieler besitzen diese eine Sprengkraft, die Berge versetzen kann;  oder eben die Protagonisten vom Weg abbringen kann.  Für unsere Entwicklungsarbeit ist das immer einer der spannendsten Schritte. Und ich bin neugierig, wohin diese uns in den nächsten Wochen noch führen werden.

Montag, 24. Oktober 2016

SICH AUSPROBIEREN....
Mal ausflippen... Energie spüren... Erfinder sein... Wichtig sein.... Teil einer verschworenen Gemeinschaft sein...

Das sind nach meiner Erfahrung die Dinge, die für die Kinder in meinen Kursen besonders wichtig sind. Wie oft sehe ich in meinem Kurs an der Wilhelm-Ophüls-Schule, dass die Kinder dem Freitag entgegen fiebern, um sie selbst oder mal ganz jemand anderes sein zu dürfen. 
Am Dienstag, 25.10. um 17.00 Uhr können das Kinder (ab 7 Jahre)  ganz unverbindlich in Wülfrath ausprobieren. Das Theater Minestrone macht es möglich. Danach kann man sich entscheiden, ob man für ein halbes Jahr dabei sein will. Ich freue mich schon sehr darauf. Denn es ist für mich immer wieder spannend, welche Kinder mit was für Geschichten auf einander treffen. 

Auch in der Musik- und Kunstschule, Velbert geht es jetzt wieder los mit unseren Theaterkursen. Hier können Kinder ab 10 Jahre jeden Freitag zwischen 14.45 Uhr und 16.15 Uhr SICH AUSPROBIEREN.

Freitag, 14. Oktober 2016

AUF ZU NEUEN UFERN!

Was erwartet uns, wenn wir uns auf den Weg machen? In meinen Bühnenprojekten ist das immer ganz nebulös. Und das ist nicht negativ gemeint. Da hat man einen Plan: zum Beispiel ein Stück darüber zu machen, wie das Ich und das Wir und das Die zusammen leben könnten. Aber wer bin ich, vorher festzulegen, wer und was das genau ist?! "Ich bin eine Insel" wird es heißen, das neue Stück. Und wie Odysseus mäandern wir durch unser aller Leben. Und das verändert sich nicht nur durch die Zeit, sondern besonders durch die Menschen, die wir auf dem Weg treffen, die uns begleiten, uns Grenzen setzen oder neue Wege eröffnen. Das ist so voller Poesie, dass jede Probe zum Erlebnis wird. Und für die jungen Menschen, die sich trauen, den Weg mit uns zu gehen, ist es alle mal ein Abenteuer. Tanzend, singend, spielend, Räume schaffend bewegen wir uns durch das Meer der Erlebnisse, die im Alltag ganz unbeachtet an uns allen vorbeigehen. 
Und da fällt mir ein Zitat in die Hände, das heute dem frischgebackenen Literaturnobelpreisträger Bob Dylan zugeordnet wird, auch wenn andere sagen, es sei von Bob Marley: "Manche Menschen können den Regen spüren. Andere werden nur nass." Wer auch immer unser Lotse wird, wir werden einfach versuchen, alles zu spüren und das unsagbare sichtbar, hörbar, spürbar zu machen. Bald ist die nächste Probe, der nächste Sprung ins kalte Wasser. Ich freue mich schon.

Donnerstag, 29. September 2016

ENDLICH WIEDER KINDERTHEATER

Morgen ist es soweit: Gleich zwei meiner Kinderkurse starten. Dann heißt es wieder übersprudelnde Fantasie, wunderbare Dynamik und herausfordernde Geschichten! Denn das Schöne am Theater ist der Perspektivwechsel, zu dem die Geschichtenerzähler auffordern. Und in den Kinderkursen werden die Kinder immer alles: Forscher, Erfinder, Erzähler, Spieler, Bühnenbauer... und Vieles mehr. Die vielen Bilder der Kinder zu einem spannenden und freudigen Theaterereignis zu machen, ist für eine Künstlerin eine tolle Aufgabe. 
Vormittags geht es los mit dem "Wasser des Lebens", einem Kultur und Schule Projekt an der Wilhelm-Ophüls-Schule in Velbert-Langenberg.
Nachmittags startet der Kurs Mini-Art an der Musik- und Kunstschule, Velbert. Dieser Kurs ist offen für alle zwischen 9 und 14 Jahren. (Probe von 14.45 Uhr - 16.15 Uhr). Weitere Informationen findet man auf der Homepage der Musik- und Kunstschule, Velbert.

Freitag, 23. September 2016

POETISCHE EXPERIMENTE

Foto: Birgit Saeger
Der Vorhang fällt. Das Licht geht aus. Das Publikum applaudiert, ist begeistert, feiert die Aufführung. Wie schön ist das alles. Doch den Teil, der ganz zu Beginn einer Produktion kommt, nehmen die meisten nicht so bewusst wahr: Das Texte Schreiben. Ist doch das gesprochene Wort so sehr Teil unseres Alltags, dass es ganz selbstverständlich daher kommt. Insbesondere dann, wenn die Darsteller die Worte auch noch gut verkörpert haben, so dass man erst mal gar nicht auf die Idee kommt, dass ein Anderer sie geschrieben hat.
Aber gerade das ist die Kunst: Die Worte nicht nur der Figur in den Mund zu legen, sondern mit ihnen den tieferen Sinn zu transportieren, der das Publikum auch nach der Vorstellung noch diskutieren lässt.
Heute werde ich mich in der Tagung "Poetische Experimente" mal nur diesem Teil meiner Arbeit widmen. U.a. wird Kathrin Passig einen Workshop zum "Kollaborativen Schreiben" geben, auf den ich sehr neugierig bin. Denn das Schreiben mit anderen gehört für mich zu den Grundprinzipien meiner Arbeit: jeder meiner Darsteller ist auch immer Co-Autor. Ich bin sehr gespannt.

Montag, 18. Januar 2016

NEUES JAHR, NEUE HERAUSFORDERUNGEN

Foto: Gerd Fierus
Das Jahr ist ganz jung und schon so spannend.
In der letzten Woche trafen sich das junge börsensemble (15- 30 Jahre) mit dem Theater "Rauhreif" (60 - 81 Jahre) in der börse in Wuppertal.
Ziel war es herauszufinden, ob beide Ensembles gemeinsam spielen können und dann zu einem gemeinsamen Thema ein Stück erschaffen können.
Unter der Anleitung von Caroline Kühnl und mir spielten alt und jung miteinander. Es wurde viel gelacht und Vieles war überraschend.
Am Ende kam heraus: wir sind neugierig aufeinander, wir wollen miteinander kreativ sein, wir wollen miteinander spielen. 
Die Form möchten wir noch nicht festlegen, denn das Theater Rauhreif hat im Februar noch mal eine Wiederaufnahme zu bewältigen. 
Aber das Thema steht fest "Freiheit". 
Und die Neugierde aufeinander bleibt ungebrochen.
Große Freude! 
(alle weiteren neuen und aktuellen Projekte finden Sie unter der Rubrik "Praxis" auf diesem Blog)